Regionale Logistik-Plattformen
Digitale Plattformlösungen, nachhaltige Transportkonzepte und neue Formen der Zusammenarbeit eröffnen gerade im ländlichen Raum spannende Perspektiven. Drei ausgewählte Initiativen zeigen exemplarisch, wie sich regionale Logistik intelligent, effizient und zukunftsorientiert gestalten lässt.
Im Naturpark Gantrisch (Kanton Bern und Freiburg), in Odenwald (Hessen Deutschland) und in Basel gibt es drei verschiedene Projekte, die sich mit dem Thema regionale Logistik-Plattformen befassen. Im Frühjahr 2025 habe ich alle drei Projekte besucht.
1. Naturpark Gantrisch: Smarte Kooperation statt Einzeltransport
Im Naturpark Gantrisch wird aktiv an einer nachhaltigen, kooperativen Regionallogistik gearbeitet. Herzstück ist der Aufbau eines digitalen Gütermitnahmesystems, das vorhandene Transportkapazitäten regionaler Betriebe bündelt. Ziel: Leerfahrten vermeiden, Synergien schaffen und kleinen Produzenten den Zugang zu effizienteren Lieferstrukturen ermöglichen.
Ein weiterer Baustein ist das Qualitätslabel „Naturpark Gantrisch – regio.garantie“, unter dem regionale Erzeugnisse gemeinschaftlich vermarktet und über gemeinsame Logistiklösungen distribuiert werden. Das Projekt verbindet digitale Innovation mit regionaler Identität – ein Ansatz mit Vorbildcharakter für andere ländlich geprägte Regionen.
Input vom Landrat im Odenwaldkreis
Workshop in Basel
2. Odenwald (Hessen): Sowieso-Fahrten im regionalen Liefernetzwerk
Mit der digitalen Logistikplattform „Garantiert geliefert“ setzen die Odenwald-Regional-Gesellschaft mbH (OREG) und der Main-Kinzig-Kreis auf eine zukunftsweisende Lösung zur Optimierung regionaler Lieferketten. Das Besondere: Mithilfe von KI-basierter Steuerung werden sogenannte „Sowieso-Fahrten“ (ohnehin stattfindende Transporte) intelligent vernetzt und für den Gütertransport nutzbar gemacht.
Ein praktisches Beispiel: Fahrzeuge von Apotheken beliefern nicht nur Kund:innen mit Medikamenten, sondern gleichzeitig auch Lebensmittelgeschäfte mit regionalen Produkten. Über die Plattform können Unternehmen freie Transportkapazitäten anbieten oder gezielt buchen, ohne selbst ein eigenes Warenwirtschaftssystem zu benötigen. Das Projekt befindet sich aktuell im Praxistest und soll 2025 in den Regelbetrieb überführt werden – gefördert vom Land Hessen.
3. Feld zu Tisch Basel: Digitale Direktvermarktung mit integrierter Logistik
Die Plattform „Feld zu Tisch“ versteht sich als gemeinnütziger B2B-Marktplatz für regional produzierte Lebensmittel in der Nordwestschweiz. Sie richtet sich an Produzent:innen, Gastronom:innen und den Detailhandel – und organisiert über ein digitales System die Lieferlogistik im Umkreis von rund 30 Kilometern um Basel.
Im Zentrum steht der Aufbau transparenter, direkter Handelsbeziehungen zwischen Erzeugern und Abnehmern. Die Initiative wird getragen von der Genossenschaft „Lebensmittel Netzwerk Basel“ und wurde 2025 mit dem Nachhaltigkeitspreis des Logistikclusters Basel ausgezeichnet. Ergänzend zur digitalen Plattform werden Netzwerktreffen und Fachveranstaltungen angeboten, um Austausch, Weiterentwicklung und Community Building zu fördern.
Beratungsperspektive: Warum regionale Plattformlogistik relevant bleibt
Die hier vorgestellten Projekte zeigen, wie digitale Tools, regionale Kooperation und nachhaltige Ansätze wirkungsvoll zusammenspielen können. Für Unternehmen – ob Produzent, Händler oder Logistikdienstleister – eröffnen sich dadurch neue Chancen in der Vernetzung, Effizienzsteigerung und Differenzierung. Auch für die öffentliche Hand und regionale Entwicklungsagenturen bieten solche Modelle konkrete Ansatzpunkte für die Standortförderung.
Als Beratungsunternehmen sehen wir in regionalen Logistikplattformen nicht nur ökologische und ökonomische Potenziale – sondern auch einen strategischen Hebel zur Stärkung regionaler Wertschöpfung und Innovationsfähigkeit.
Vergleich der Ansätze
Quellen: Naturpark Gantrisch, Garantiert geliefert, Feld zu Tisch